Abschied von einer Koryphäe

Prof. Dr. Walter Krieg | 1. Mai 1941 – 14. August 2025

Mit Prof. Dr. Walter Krieg verliert die Fachwelt eine herausragende Persönlichkeit, die das Fachgebiet Organisation und Management über Jahrzehnte geprägt hat. Sein Name ist untrennbar mit dem St. Galler Management-Modell verbunden, das sei den 1970er-Jahren ein Orientierungsrahmen und eine Innovationsquelle für die moderne Unternehmensführung ist. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hans Ulrich entwarf er am Institut für Betriebswirtschaft der Universität St. Gallen eine Struktur, die das ganzheitliche Denken und die nachhaltige Praxis bis heute inspiriert. Walter Krieg war nicht nur ein Wissenschaftler, sondern auch ein Impulsgeber im persönlichen Austausch. Ab 1973 war er Mitglied der SGO; er blieb der Community als Ehrenmitglied und Referent tief verbunden. Sein Engagement, sein Rat und seine Fähigkeit, komplexe Zusammenhange verständlich zu machen, bereicherten Generationen von Studierenden, Forschenden und Praktikern. Publizieren wollte er trotz vielfachen Drängens nicht mehr. Walter Krieg war der persönliche Austausch wichtiger – und er war unendlich grosszügig mit seiner Zeit. Das schien seinem Selbstverständnis als ≫Inspiramentor≪ am besten zu entsprechen.

Stimmen von Wegbegleitern

«Walter Krieg ist untrennbar verbunden mit dem St. Galler Management Modell und seinem grundlegend neuen Verständnis von Unternehmensführung. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hans Ulrich hat er anfangs der 1970er Jahre am Institut für Betriebswirtschaft eine Struktur entworfen, die Forschung und Lehre der HSG grundlegend prägen und zum Ausgangspunkt weiterer Führungsmodelle werden sollte. Walter Krieg war Wegbereiter einer ganzheitlichen Sicht des Unternehmensgeschehens, und er trägt auch heute noch dazu bei, die komplexen Herausforderungen eines schwierigen wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Umfelds kompetent anzugehen.

Walter Krieg hat sein umfassendes Wissen und seine Kommunikationsgabe nicht nur im akademischen Umfeld entfaltet, sondern auch in der Unternehmenspraxis erfolgreich umgesetzt. Sein Rat war stets gesucht, weil er die grossen Zusammenhänge aufzeigen und innovative Handlungsoptionen entwickeln konnte.

Wir verneigen uns vor seiner so bedeutenden Lebensleistung. Die Universität St. Gallen gedenkt seiner in grosser Dankbarkeit.»

 Manuel Ammann & Björn Ambos, Universität St. Gallen

«Im Studium durfte ich Walter Krieg ein erstes Mal erleben. Da war ein bescheidener Mann, der uns eine Darstellung mit vier Quadranten erläutert hat, die eine ganze Reihe von Begriffen und Konzepten zueinander in Bezug gebracht hat. Das hat mich alles sehr fasziniert und ich hatte den Eindruck, dass es sich um etwas Relevantes handelt – ich habe aber nicht wirklich alles verstanden.

Walter hat immer hohe Ansprüche an sein Publikum gestellt aber auch sehr viel geboten.

Seinen letzten Auftritt als HSG-Professor habe ich ebenfalls erlebt. In seiner Abschiedsvorlesung hat er den Dreiklang «operativ-strategisch- normativ» auf geniale Weise mit Inhalte gefüllt: «gut-richtig-aufrichtig».

So war Walter Krieg.»

Markus Brönnimann, Verwaltungsdirektor Universität Bern

«Walter Krieg hat das Ideal der Ganzheitlichkeit nicht nur inhaltlich definiert, er hat auch gezeigt, wie man es umsetzt - und vor allem hat er es vorgelebt.»

Philipp Christ, Manager Consulting Group Post,
Die Schweizerische Post

«Sein Rat war in der Wissenschaft und der Unternehmenswelt gleichermassen gesucht, weil er die grossen Zusammenhänge aufzeigen und neue Zugänge im Umgang mit Komplexität entwickeln konnte.»

Prof. em. Dr. Peter Gomez, Universität St. Gallen

«Das erste Mal habe ich Walter vor über 20 Jahren bei einem halbformellen Abendessen getroffen. Er war mir als Mitschöpfer des St. Galler Managementmodells und als Verwaltungsrat verschiedener Unternehmen bekannt, ich habe mich als Unternehmensberater mit Engineering-Background vorgestellt.

Ungeachtet des Alters- und Erfahrungsunterschieds von fast 30 Jahren hat er mir sofort das Du angeboten und sich neben mich gesetzt. Dann haben wir über Unterschiede und Parallelen des Systemdenkens im Engineering und im Management debattiert. Ich habe ihn auf das nerdische Spiel 'Conway's Game of Life' aufmerksam gemacht, bei dem aus einfachen, lokalen Regeln komplexe, globale Muster entstehen – er war sofort begeistert und hat mich seinerseits auf die Literatur von Ross Ashby, Stafford Beer und dem systemorientierten Management hingewiesen. Walters Unkompliziertheit, seine Begeisterungsfähigkeit und seine Fähigkeit, das Ganze und die Teile gleichzeitig auf dem Radar zu haben, war bemerkenswert – entsprechend gross ist die Lücke, die er hinterlässt.»

Markus Orengo, Partner Simplexity Group

«Ich lernte Walter Krieg Ende der 1960er Jahre kennen, als er als Assistent von Hans Ulrich an der Entwicklung des St. Galler Managements arbeitete. Das Ergebnis dieser Forschungstätigkeit war das “Standardmodell”, das eine völlig neue Betrachtung der unternehmerischen Prozesse ermöglichte. Walter war massgeblich an der Konzeption dieses Standardmodells beteiligt, ja, man kann sogar sagen, dass er der Spiritus Rector war. In den folgenden Jahren hat er an der HSG und an vielen Seminaren des Management Zentrums St. Gallen das Standardmodell präsentiert und den Teilnehmern eine neue Betrachtungsweise von Unternehmen ermöglicht. Dass seine Arbeiten auch international auf grosses Interesse stiessen und auch heute noch von grosser Bedeutung sind, geht aus einem Artikel von Bloomberg hervor, der am 5. Mai 2024 veröffentlicht wurde. Hier wird Walter Krieg im Gespräch mit Stafford Beer und Markus Schwaninger gezeigt. Es ist sehr erfreulich, dass die Universität St. Gallen immer wieder bedeutende Innovatoren wie Walter Krieg hervorgebracht hat.»

Prof. em. Dr. Cuno Pümpin, Universität St. Gallen

«Walter Krieg: Eine grosse Persönlichkeit - ein wertvoller Mensch - ein echter Freund. Es gelang ihm, unterschiedlichste Theorien und Wertsysteme zu integrieren. Gemeinsam mit Hans Ulrich war er Architekt des St. Galler Management-Modells.»

Prof. em. Dr. Markus Schwaninger, Universität St. Gallen

«Walter Krieg war einer der Gründer der systemorientierten Managementlehre. Sein Beitrag war viel größer, als er ihn selbst beschrieben hätte. Auch seine Bescheidenheit, seine innere Ruhe und Zufriedenheit waren beeindruckend. Er hat mich wesentlich beeinflusst. Es war eine große Ehre, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.»

Dr. Peter Stadelmann, CEO RATIONAL AG

«Er suchte für sich nicht die große Bühne, sondern wollte stets ›für das Fehlende da sein‹, wie er es manchmal formulierte. Walter wird fehlen.»

Stefan Studer, Vorstandsmitglied SGO

«Mit grosser Dankbarkeit blicke ich auf meinen persönlichen Austausch mit Prof. Dr. Walter Krieg zurück. Er war nicht nur eine Koryphäe in der Unternehmensführung und massgeblich an der Entwicklung des St. Galler Management Modells beteiligt, sondern für mich auch ein Mentor, Begleiter und wertvoller Ratgeber.

Was unseren Kontakt so besonders machte, war die Tiefe und Offenheit unserer Gespräche. Es ging nicht nur um Organisationsgestaltung und Entwicklung, sondern auch um die kleinen und grossen Fragen des Lebens, des persönlichen Wachstums und der inneren Haltung. Es sind seltene Begegnungen, in denen sich Fachkompetenz, menschliche Wärme und echte Verbundenheit so schön vereinen.

Diese Gespräche, seine Impulse und sein Vertrauen haben mich geprägt und werden für mich unvergesslich bleiben. Ich bin dankbar, dass ich Prof. Dr. Krieg begegnen durfte – als Lehrer, Mentor und Gesprächspartner auf Augenhöhe. Ich werde ihn, seine Weisheit und seine inspirierende Art vermissen.»

Roger Zünd, Partner 360excellence AG

Die SGO blickt mit großer Dankbarkeit auf das Wirken von Prof. Dr. Walter Krieg zurück. Für viele war er nicht nur ein fachliches
Vorbild, sondern auch Mentor, Gesprächspartner und Freund. Die Erinnerung an seine inspirierende Art und sein Wirken wird weiterleben – in Forschung, Lehre und Praxis unseres Fachgebiets. Und auch in der DNA der SGO.


Im Namen der SGO:
in stiller Dankbarkeit und mit tiefem Respekt.